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Wenn Brasilien feiert

„Samba Pa Ti“

Es ist ein Fest der Superlative und zweifelsohne die größte Karnevalsfeier der Welt. Anfang März feierte Brasilien fünf Tage lang in hunderten Städten des Landes ausgelassen Party und hatte allein in Rio de Janeiro rund 7 Millionen Besucher zu Gast. Wir haben uns die Feierlichkeiten genauer angesehen und blicken hinter die Kulissen des brasilianischen Transportwesens.

Hunderttausende drängen sich Jahr für Jahr knapp vor der Fastenzeit in den Straßen von Salvador oder Recife, Natal oder Olinda und natürlich Sao Paulo und Rio de Janeiro. Manche kommen auch schon um Wochen früher, um den in vielen Orten ebenfalls üppigen Vorkarneval nicht zu versäumen. Denn die ausgelassenen Festlichkeiten starten schon Wochen zuvor mit den Proben für die traditionellen Umzüge, Blocos und Straßenfeiern.

Die meisten Schaulustigen zieht es dann aber doch zu den prächtigsten Shows und Paraden in die Megacities, wo sich am Wochenende vor dem Aschermittwoch Millionen Menschen durch die Straßen wälzen. Oder es zumindest versuchen.

Groß, größer, am größten

Logistik und Vorbereitungen für die Karnevalszeit sind enorm - und jedes Jahr fallen neue Rekorde. In Rio zogen in diesem Jahr während des berühmten Wettbewerbs an zwei Tagen 14 Sambaschulen mit bis zu je 4.000 Teilnehmern durch das 700 Meter lange "Sambódromo", die ausschließlich für dieses Ereignis erbaute Karnevalsarena mit einem Fassungsvermögen von über 72.000 Zuschauern – begleitet von fliegenden Drachen, überdimensionalen Allegorien oder magischen Pferden. In Salvador da Bahia spielt sich der Karneval währenddessen auf der Straße ab, wo Lkws die Zuschauer aus riesigen Boxen mit Musik beschallen. In Brasiliens ältester Stadt, Olinda, begeistern gigantische Puppen aus Pappmaché die Teilnehmer – und im Gegensatz zu Rio und Salvador, ist der Besuch der Festivitäten umsonst.

Doch auch wenn jährlich über eine Million Besucher regelmäßig aus dem Ausland kommen (der Großteil aus Argentinien, den USA und Chile), um allein in Rio die prächtigsten Highlights zu erleben, gehört der jährliche Karneval natürlich in erster Linie den Brasilianern selbst. Überbordend, exzessiv, phantastisch und ausgelassen. In den letzten Jahren aber auch immer intensiver diskutiert, polarisiert und zunehmend nicht verlegen um klare politische Aussagen.

Kommunale Herausforderung

Auf die Probe gestellt werden – wie bei allen Megaveranstaltungen üblich – zweifellos die Stadtverwaltungen und Sicherheitskräfte. Tausende Polizisten sind im Einsatz, um die Kriminalität einzudämmen. Neuerdings sogar unterstützt von Drohnen und Kameras mit Gesichtserkennung. Metro, Züge, Busse und Schnellbahnen fahren nach speziellen Fahrplänen. Krankenhäuser bereiten sich regelmäßig mit Blutspendeaktionen vor. In Rio sorgten mehrere Feldhospitäler für rasche Erstversorgung und möglichst kurze Wege. Am Ende hieß es rund 1.300 Tonnen Müll entsorgen und über 2.500 Autos abschleppen.

Doch der Aufwand scheint sich zu lohnen. Die Präfekturen ziehen auch in diesem Jahr durchwegs positive Bilanzen. In Rio etwa konnte sich die Wirtschaft über einen zusätzlichen Boost von rund 900 Millionen Euro freuen, die ihren Weg vor allem in Kassen der lokalen Touristik- und Gastronomiebetriebe fanden.

Apropos Wege

All die großartigen Bilder täuschen jedoch nicht darüber hinweg: Das größte Land Lateinamerikas besitzt eine Achillesferse – und die liegt zweifellos in seinem Straßennetz. Obwohl durch Investitionen im Rahmen der olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016 viele Infrastrukturprojekte in Angriff genommen wurden, ist das Wegenetz in manchen Landesteilen nur unzureichend ausgebaut und stellenweise in schlechtem Zustand. Dennoch sind über 60 Prozent der Frachttransporte hierüber unterwegs.

Insgesamt umfasst das Fernstraßennetz 1,5 Millionen Kilometer und gilt als das viertlängste der Welt, aber nur etwas weniger als ein Viertel davon ist asphaltiert. Außerdem sind im Frühjahr letzten Jahres aufgrund einer Erhöhung der Mindesttarife die Transportkosten für Unternehmen im Schnitt um 30 Prozent gestiegen. Ausgangspunkt hierfür waren landesweite Streiks der LKW-Fahrer wegen steigender Benzin- und Dieselpreise.

Schienen-Wirrwarr und Rohstoffe

Gleichzeitig legte die Schienenfracht in den letzten Jahren (nur) moderat zu und pendelt sich derzeit bei etwas über 20% des Gesamtaufkommens ein. Zwar locken günstigere Frachtkosten, allerdings ist das Schienennetz, gemessen an der schieren Größe des Landes, mit knapp über 30.000 Kilometern vergleichsweise klein. Da der Bau der Strecken in verschiedenen Perioden stattfand, wurde nie eine Vereinheitlichung der Spurweite vorgenommen. So gibt es auch heute Spurweiten von 600 mm, 760 mm, 1000 mm, 1435 mm und 1600 mm und damit einhergehend Herausforderungen, den Bahnverkehr effektiv zu gestalten. Dennoch legt der Güterverkehr zurzeit wegen der Überlastung der Straßen in einigen Bereichen wieder zu. Insbesondere die großen Bergbaugesellschaften sind auf den Eisenbahnverkehr angewiesen.

Aufgrund umfangreicher Investitionen geht es aufwärts

Es gibt aber auch positive Entwicklungen. Beispielsweise wurden im Rahmen der Olympiade die beiden größten Frachtflughäfen Brasiliens, Viracopos in Campinas und Guarulhos in São Paulo, privatisiert und insgesamt rund 30 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur investiert. Obwohl das Ausbaupotential im Verkehrswesen noch sehr hoch ist, könnten die angestoßenen Infrastrukturinvestitionen für die brasilianische Transportbranche markante Impulse bedeuten, denn eines ist ganz klar: Brasilien ist das größte Land Lateinamerikas, führend in Konsum und Industrieproduktion, und es gilt nicht umsonst als der Wachstumsmotor der Mercosur-Region. Nicht weniger als 70 Prozent der Wirtschaftskraft in Südamerika werden dort erwirtschaftet. Wenngleich der Ausbau nicht so rasant voranschreitet wie in anderen vergleichbaren Volkswirtschaften wie zum Beispiele Indien oder China, bewahrheitet sich nach und nach der markante Wahlspruch in der Landesflagge: „Ordem e Progresso“ – Ordnung und Fortschritt.

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