Kontakt Flappe öffnen
Können Container schwimmen und woher kommen all die Badeenten im Meer?

Wenn Container über Bord gehen

Über 80% des weltweiten Handels wird von mehr als 90.000 Transportschiffen auf den Ozeanen der Welt abgewickelt. Mittendrin, der Container – eine der wichtigsten Erfindungen für den Welthandel. Schätzungen gehen davon aus, dass dabei zwischen 25 bis 40 Millionen Container im Einsatz sind. Dass einige dabei durch Unachtsamkeit oder die raue See verloren gehen, passiert immer wieder. Doch was geschieht mit verlorenen Containern und was haben Lego, Laufschuhe und Badeenten damit zu tun?

Bei einer unglaublichen Menge von weltweit 840 Millionen in Häfen umgeschlagenen TEUs im Jahr 2021 ist es allein schon aus statistischen Gründen nicht überraschend, dass manche dieser Container während ihrer Überfahrten verloren gehen. Lange Zeit war es auch unklar, wie viele Container durchschnittlich pro Jahr über Bord gehen. Schätzungen zufolge ist die Zahl von 10.000 Containern jährlich durchaus möglich, was einem Verlust von 27 Containern täglich entsprochen hätte. Nun, so schlimm sieht es definitiv nicht aus.

Wie kann man überhaupt einen Container verlieren?

Das richtige Verpacken, Stauen der Ware und das Sichern von Containern sowie die Meldung des korrekten Gewichts sind nicht nur eine eigene Kunst, sondern auch eine technische Challenge an sich. Sie sind sehr wichtig für die Sicherheit eines Containerschiffes, seiner Besatzung und seiner Ladung sowie auch für Hafenarbeiter und die Umwelt. Doch selbst wenn die Ladung ordnungsgemäß im Container verstaut wurde, das Gewicht des Containers bei der Stapelung berücksichtigt wird und alles fachmännisch  gesichert wurde, gibt es eine Reihe von Faktoren, die kritisch sein können. Angefangen bei einem Unwetter und rauer See, Fahrlässigkeit, Stapelkollaps bis hin zu katastrophalen und seltenen Ereignissen wie Kollisionen oder dem Auflaufen auf ein Riff.  

Von Bord gefallen oder gleich gesunken?

In einem neunjährigen Forschungsprojekt wollte das World Shipping Council verlässliche Zahlen zum Verlust der Container eruieren. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2016 ergab sich ein durchschnittlicher Verlust von 568 Containern im Jahr. Bei diesem Wert wurden jedoch katastrophale Ereignisse wie das Sinken, auf Grund Laufen oder Schiffsbruch (beispielsweise die „Rena“ 2011 vor Neuseeland, die „MOL Comfort“ 2013 im indischen Ozean oder die „El Faro“ 2015 vor Puerto Rico)  nicht berücksichtigt. Mit dem Zählen solcher Vorfälle erreicht man schnell die Zahl von 1.582 verlorenen Containern auf den Weltmeeren. Aber abgesehen von solchen Unglücken reicht bereits ein Seesturm, um Container über Bord gehen zu lassen. Letzter Fall: Der Frachter „MSC Zoe“, mit über 394 Meter Länge und einem Ladevermögen von 19.000 Standardcontainern eines der größten Containerschiffe der Welt, verlor Anfang des Jahres 2019 insgesamt 345 Container in der Nordsee. Die Bilder von angespülten Fernsehern, Puppen und Sandalen an holländischen Stränden gingen um die Welt. Aber wenn Sie denken, 345 Container sind viel, dann werden Sie über folgende Zahlen staunen: Die Maersk Essen verlor im Januar 2021 im Pazifik 750 Container, ihr Schwesterschif, die Eindhoven, einen Monat drauf 260 und die ONE Apus im Dezember 2020 gar unglaubliche 1.800 Container. 

Wer trägt die Konsequenzen, was sagen die Gesetze?

Für den Transport von Waren ist grundsätzlich die jeweilige Reederei verantwortlich, und diese Unternehmen sind für Verlust bzw Schäden an der Ware haftpflichtversichert. In der Regel ist die Haftung der Reederei jedoch mit einem bestimmten Betrag pro Kilogramm des Ladungsgewichts bzw der Verpackungseinheit begrenzt, sodass der Auftraggeber häufig nicht den gesamten Schaden ersetzt bekommt. Daher sollte man sich auch als Auftraggeber  mittels einer Transportversicherung gegen diese Risiken absichern. Eine Transportversicherung deckt nicht nur Schaden oder Verlust an der Ware bis zur Höhe des Versicherungswertes, sondern greift auch im Falle einer „Havarie Grosse“. Sobald ein Schiff zum Beispiel durch Seenot, Brand oder Blitzschlag gemeinsam mit der Ware in Gefahr ist, und durch Maßnahmen eine Rettung gelingt, werden die Kosten zur Rettung des Schiffs und der Ladung anteilsmäßig gemäß Warenwert auf die Besitzer der Ware und den Schiffseigentümer aufgeteilt. Selbst dann, wenn die Waren unbeschädigt ankommen.

Und wenn man Treibgut beim Strandspaziergang findet?

Als im Januar 2019 die MS Zoe Container verloren hat, haben viele Schaulustige die betroffenen Strände bevölkert und das Treibgut neugierig begutachtet. Darf man dieses Strandgut aber eigentlich behalten? Weltweit ist diese rechtliche Frage unterschiedlich geregelt. In den Niederlanden ist es nicht strafbar, angespülte Waren mitzunehmen. Nur geschlossene Container dürfen nicht geöffnet werden. Wären die Container oder deren Inhalt an deutschen Stränden an Land gegangen, wäre das Behalten des Strandguts wegen „Fundunterschlagung“ gesetzlich verboten gewesen.

Treibgut, die unsichtbare Gefahr

Einmal im Wasser, sinken die meisten Container rasch auf den Meeresgrund. Je nach Ladung können sie teilweise aber auch Tage oder Wochen auf der Wasseroberfläche treiben, bevor sie untergehen. Bei Kühlcontainern ist es aufgrund der schwimmfähigen Isolierung sogar noch langwieriger. Beispielsweise wurde ein Container erst elf Monate, nachdem er vor Frankreich in den Atlantik gespült war, an der Südküste Großbritanniens von den Wellen wieder an Land geworfen.
Ein Schweizer Meeresbiologe schätzt die Zahl der in den Weltmeeren treibenden Standardcontainer auf mindestens 12.000. Diese Zahl ist insofern besorgniserregend, da diese schwer erkennbaren UFOs („Unidentified Floating Objects“) ein beträchtliches Unfallrisiko für kleinere Seefahrzeuge wie Yachten und Fischkutter darstellen. In der Tat ist die Gefahr einer Kollision sehr hoch, lassen sich doch die knapp an der Oberfläche schwimmenden Boxen bei normalem Wellengang nur schwer und spät erkennen. Auch das Schiffsradar hilft hierbei kaum weiter, erkennt es doch nur große Objekte, die über der Wasseroberfläche sind. Immer wieder werden Kollisionen gemeldet und havarierte Yachten müssen geborgen werden. Manche dieser Boote sinken auch in besonders schweren Fällen.

Gefahr für Yachten, aber auch die Umwelt

Gefährlich sind die im Meer treibenden Container aber nicht nur für die Schifffahrt. Container werden in vielen Fällen mit Chemikalien oder anderen gefährlichen Gütern beladen, die gravierende ökologische Auswirkungen haben könnten. Glücklicherweise gab es bisher keine schlimmen Vorfälle, doch auch unabhängig von Chemikalien ist der Inhalt der Container aus Umweltsicht bedenklich. 1997 traf eine große Welle ein Containerschiff in der Nähe des Perran Sands Strandes vor Cornwall. Ein Container voller Lego-Bausteine wurde vom Schiff gerissen und bis heute werden jeden Tag hunderte „Legos“ am Strand angespült. Mittlerweile hat sich ein kleiner Tourismus rund um die benachbarte Gemeinde entwickelt und viele Anwohner spazieren regelmäßig entlang der Küste und suchen im Sand nach den Bausteinen. Lego mag zwar harmlos scheinen und ein beliebtes Spielzeug sein, im Meer hat es aber einfach nichts verloren. Hinzu kommt, dass diese Art von Plastik noch länger für den Zerfall braucht als „normales Plastik“. Dieses Vermächtnis wird auch in hunderten Jahren dem Menschen zuzuschreiben sein

Turnschuhe und Plastikenten zeigen Strömungen an

Der Anteil an Müll und Mikroplastik in den Ozeanen unseres Planeten hat längst besorgniserregende Ausmaße erreicht. Doch manche Meeresforscher haben das Beste aus der bedenklichen Entwicklung gemacht und damit Meeresströmungen zu Forschungszwecken genutzt. Für Schlagzeilen sorgten beispielsweise 29.000 Plastikenten sowie blaue und grüne Kunststofffrösche und Schildkröten. 1992 aus einem im Pazifik verlorenen Schiffscontainer „entkommen“, verbreiteten sie sich in weiterer Folge an Stränden auf der ganzen Welt, ehe sie 2007 sogar Europa erreichten. Nur zum besseren Verständnis: 15 Jahre und rund 27.000 Kilometer vom eigentlichen Ursprungsort weit weg brachte sie ihre ganz bestimmt abwechslungsreiche Reise! Bereits zwei Jahre zuvor wurden maritime Strömungen mit Hilfe von 61.000 Turnschuhen, die von Alaska bis Hawaii trieben, rekonstruiert. Amerikanischen Ozeanografen diente dieses als „Friendly Floatees“ getaufte Treibgut als praktische Hilfe zur Bestimmung von Strömungsbewegungen.

Wie untergegangene Container vor Kalifornien einen Rückzugsort für Meeresbewohner bildeten

Transportversicherung hilft im Unglücksfall

 

Sichern Sie sich gegen Transportrisiken ab und schützen Sie Ihre Ware mittels Transportversicherung. Diese deckt nicht nur Schaden/Verlust an der Ware (gemäß der Versicherungsbedingungen), sondern greift auch im Falle einer „Havarie Grosse“*.
cargo-partner bietet Ihnen die Möglichkeit, den Warenwert bis zu 130%, sowie auch weitere Kosten (wie z.B. Frachtkosten) mittels Transportversicherung einzudecken. Für nähere Auskünfte stehen Ihnen unsere Seefracht-Teams gerne zur Verfügung.

*Sobald ein Schiff z.B. durch Seenot, Brand oder Blitzschlag gemeinsam mit der Ware in Gefahr ist, und durch Maßnahmen eine gemeinsame Rettung gelingt, werden die Kosten zur Rettung des Schiffs und der Ladung anteilsmäßig gemäß Warenwert auf die Besitzer der Ware und dem Schiffseigentümer aufgeteilt. Selbst dann, wenn Ihre Waren unbeschädigt ankommen.