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Ein Gespräch mit René Droese, Chief Property und Cargo Officer bei BUD

„Die Vision lautet, der wichtigste Frachtflughafen für die CEE-Region zu werden“

Der Flughafen Budapest „Ferenc Liszt“ ist der internationale Verkehrsflughafen der ungarischen Hauptstadt und fährt zuletzt ein ambitioniertes Programm, auch sein Frachtgeschäft weiter zu steigern. Wir haben die Fertigstellung der „BUD Air Cargo City“ zum Anlass genommen und René Droese dazu eingeladen, mit uns über die neuesten Entwicklungen in der Luftfracht, weitere Entwicklungspläne des Flughafens und die Erwartungen an die aktuellen Erweiterungen – inklusive eines neuen cargo-partner Lagers und Büros im Frachtbereich des Flughafens – zu sprechen. 

 

„Wir sind überzeugt davon, dass wir mit dem neuen Luftfrachtumschlagplatz, der BUD Cargo City und unserer verbesserten Infrastruktur die 150.000-Tonnen-Schwelle sehr bald erreichen werden.“

Im Bereich der Luftfracht sind die Ambitionen des Flughafens klar auf Wachstum getrimmt.

 

Interviewer: 2018 war mit einem neuen Rekord beim Frachtaufkommen und einem Plus von 14,9 Prozent ein sehr erfolgreiches Jahr für den Budapester Flughafen. Wie sehen die Zahlen von 2019 aus? Können Sie uns schon einen ersten Einblick in die Trends und Entwicklungen des vergangenen Geschäftsjahres geben?

René Droese: 2018 war in der Tat ein hervorragendes Jahr für uns. Wir haben am Budapester Flughafen 146.113 Tonnen Fracht umgeschlagen, was mit einem Wachstum von 14,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein neuer Rekord ist. Gemäß der aktuellen Trends in der Weltwirtschaft – der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der Abschwung der Automobilindustrie und andere Faktoren – gab es 2019 keinen großen Boom, aber unser Geschäft war stabil. Wir schlugen 135.521 Tonnen Luftfracht um, das waren 7,2 Prozent weniger als 2018, aber immer noch 6,6 Prozent mehr als 2017. Voriges Jahr fing für uns langsam an, aber der Frachtverkehr erholte sich im letzten Quartal gut. Unser stärkster Monat im Jahr 2019 war November mit 13.044 Tonnen, was auch das dritthöchste umgeschlagene Frachtvolumen pro Monat am Budapester Flughafen war. Wir können etliche positive Tendenzen erkennen. Die gute Nachricht ist, dass es im November und Dezember 2019 eine rasche Stabilisierung gab, und wir erwarten 2020 wieder ein Wachstum. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit dem neuen Luftfrachtumschlagplatz, der BUD Cargo City und unserer verbesserten Infrastruktur die 150.000-Tonnen-Schwelle sehr bald erreichen werden. Im Jahr 2020 werden wir hinsichtlich des Frachtaufkommens über 2018 liegen.

Der Budapester Flughafen liegt im Herzen Europas, was sind da die Ziele und Visionen für die kommenden Jahre? Wie bewerten Sie die Vorhaben des Flughafens im Bereich Luftfracht nach der Umsetzung des BUD-Entwicklungsplans 2020, und welches Potenzial sehen Sie speziell für diese Geschäftstätigkeit? Sind schon weitere Schritte nach BUD 2020 geplant?

Hinsichtlich des Luftfrachtgeschäfts lautet die Vision des Budapester Flughafens, der wichtigste Frachtflughafen für die CEE-Region zu werden und eine noch wichtigere Frachtverbindung zwischen Osten und Westen zu sein. Angesichts der jüngsten Entwicklungen denken wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In unserem Einzugsgebiet – in einem Umkreis von 8-10 Stunden Fahrzeit mit dem LKW – gibt es ein Luftfrachtaufkommen von 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Wir haben daran momentan einen Marktanteil von 10 % und würden diesen gerne erhöhen. BUD ist bereits ein sehr frachtfreundlicher Flughafen, aber manches, z.B. die Infrastruktur, musste für die Entwicklungen im Frachtbereich verbessert werden. Auch einige weitere Verbesserungsmaßnahmen möchten wir in der nahen Zukunft umsetzen, was dazu beitragen wird, im Luftfrachtbereich ideale Bedingungen für Frachtführer, Spediteure, Frachtfluglinien und letztlich für die gesamte Branche zu schaffen.

Mit der BUD Cargo City haben wir ein tolles Aushängeschild, um mehr Frachtaufkommen aus unserem Einzugsbereich anzuziehen. Wir haben den Eindruck, dass der Knackpunkt für den Budapester Flughafen und unsere Partner im aktiven Wettbewerb liegen könnte. Die Transportbranche in unserer Region schaut auf die BUD Cargo City, und wenn sie den Betrieb aufnimmt, muss sie effizient und serviceorientiert arbeiten sowie qualitativ hochwertige und schnelle Dienste leisten, damit wir mehr Frachtaufkommen zu uns bringen. Das ist allen bewusst und bedeutet, dass vor allem die Abfertiger und auch wir – der Flughafen – von Anfang an unser Bestes geben müssen.

Wir haben nun einen modernen Umschlagplatz mit ausreichenden Kapazitäten, den Frachtführer und Partnerfluglinien benutzen können, um ihren Kunden qualitativ hochwertige Dienste anzubieten. Alle im weiteren Umfeld werden sehen, dass die Verteilung und Abholung der Fracht über den Budapester Flughafen ohne Pannen funktioniert. Daher werden immer mehr Partner Budapest gegenüber den anderen bekannten und großen Drehscheiben in Westeuropa bevorzugen. Wir sind froh und dankbar, dass cargo-partner dieses Vorhaben unterstützt hat, und dass das Vertrauen auf Gegenseitigkeit beruht.

cargo-partner betrachtet Ungarn als eine der wichtigsten Drehscheiben für seine Geschäftstätigkeit in der CEE-Region. Außerdem hat das Unternehmen seine Kapazitäten am Budapester Flughafen kürzlich ausgeweitet und unterstreicht dadurch weiter die Wichtigkeit des Landes für das weltweite Netzwerk des Konzerns. Und cargo-partner ist nicht das einzige Unternehmen, das diesen Ansatz verfolgt. Wie erklären Sie sich, dass Ihre Drehscheibe im Herzen Europas so eine zentrale Rolle in der Transport- und Logistikbranche spielt?

Generell erkennen die lokalen Freight Forwarder klar das Potenzial Ungarns und des Budapester Flughafens als Drehscheibe für die CEE-Region zu fungieren. Ungarn schafft es hervorragend, ausländische Direktinvestitionen und neue Investitionen im Land zu lukrieren, und die meisten davon sind für die Luftfrachtbranche relevant. Firmen wie BMW, Samsung, Bosch, SK Innovation, Lufthansa Technik, Airbus, etc. – viele haben in letzter Zeit neue Projekte angekündigt, die uns Geschäfte bringen werden, zusätzlich zur starken luftfrachtbezogenen Industrie in dieser Region, besonders in den Bereichen Automotive, Elektronik und Pharmaindustrie. Die geografische Lage ist ideal, das Autobahnnetz ist ausgezeichnet und wird laufend stark erweitert, die Betriebskosten sind günstig, gut ausgebildete Arbeitskräfte stehen zur Verfügung und andere wichtige Faktoren für die Logistik wie eine effiziente und kundenorientierte Zollabfertigung funktionieren ebenfalls gut.

„cargo-partner war immer einer der wichtigsten Partner von BUD Cargo, von Anfang an Teil unserer Luftfracht-Community und zudem einer der ersten Frachtführer, die sich dem Projekt BUD Cargo City angeschlossen haben. Unsere Zusammenarbeit ist hervorragend und sehr bereichernd für beide Seiten.“

René Droese über die langjährige Zusammenarbeit beider Partner.

Der Budapester Flughafen und cargo-partner sind durch eine enge und langjährige Partnerschaft verbunden. Wie sehen Sie die Kooperation zwischen den beiden Unternehmen – und wie unterscheidet sich die Arbeit mit einem mittelgroßen Logistikanbieter wie uns von der Arbeit mit den „Riesen“ der Branche?

cargo-partner war immer einer der wichtigsten Partner von BUD Cargo und von Anfang an Teil unserer Luftfracht-Community. cargo-partner war einer der ersten Frachtführer, die sich dem Projekt BUD Cargo City angeschlossen haben, was vom Budapester Flughafen sehr geschätzt wurde. Unsere Zusammenarbeit ist hervorragend und sehr bereichernd für beide Seiten. Im Zentrum stehen Vertrauen, Unterstützung, eine aufgeschlossene Haltung, Teamwork und gute Kommunikation. Ich denke, dass dies die Eckpunkte jeder guten Zusammenarbeit sind.

Die Luftfrachtbranche ist sehr kompetitiv: Die Kunden haben die Wahl zwischen zahlreichen Anbietern und Lösungen. Man kann nur erfolgreich werden und bleiben und nachhaltig wachsen, wenn man durchwegs kundenorientiert, flexibel, schnell, verlässlich und effizient agiert. cargo-partner hat seine Haltung in diesem Bereich unter Beweis gestellt.

In der Personenbeförderung hat die Luftfrachtbranche in den letzten zehn Jahren einen echten Wandel erlebt: Aktualisierung des Flugstatus in Echtzeit, moderne Online-Buchungssysteme, Self-Check-in, hohe Transparenz für die Passagiere und das allmähliche Verschwinden von Papiertickets und der dazugehörigen Abläufe. Andererseits wird der Luftfrachtbranche ein Nachhinken in Digitalisierungsfragen nachgesagt, da immer noch mit ausgedruckten Luftfrachtbriefen und Ähnlichem gearbeitet wird. Als Flughafen mit einem beachtlichen Frachtaufkommen, wie hoch würden Sie den Bedarf an Innovation einschätzen?

Es stimmt, dass der Luftfrachtbereich im Vergleich zur Personenbeförderung noch ein bisschen „analog“ ist. Paletten werden immer noch händisch bewegt und bis jetzt sind (mit Ausnahme von Express-Firmen) voll automatisierte Lagerhallen eine Seltenheit. Die reguläre Luftfrachtbranche muss sich auf andere Innovationen stützen. Mit der Industrie 4.0 kommen viele neue und interessante Innovationen: Anbieter in Ungarn sind gerade dabei, ihre 5G-Netze aufzubauen. Gate-Management in Lagerhallen, Digitalisierung, intelligentes Tracking entlang der ganzen Lieferkette oder Cloud-Lösungen stehen alle bereit, um von uns in der BUD Cargo City eingesetzt zu werden. Das sind die Schlüsselinnovationen um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten sowie die Effizienz zu erhöhen und die Umweltbelastung der Luftfrachtbranche zu reduzieren.

Momentan scheint der Warentransport mithilfe von Drohnen in aller Munde zu sein. Sehen Sie diese kleinen Verwandten der Luftfrachtbranche als ein potenzielles Transportmittel für den ersten oder letzten Kilometer? Werden Flughäfen früher oder später obsolet oder vielleicht zu „lokalen Drohnendrehscheiben“ degradiert?

Drohnen zählen zu den besten Innovationen, und werden sehr wahrscheinlich große Auswirkungen auf die Luftfahrtbranche haben. Es gibt eine große Bandbreite an Modellen, von kleineren Drohnen mit 5-10 kg Nutzlast und 50-100 km Reichweite bis hin zu flugzeuggroßen Langstreckenlösungen. Der Einsatz von Drohnen ist ein sehr komplexes Thema mit vielen Sicherheitsaspekten. Man kann zum Beispiel sagen, dass Drohnen auf den meisten internationalen Flughäfen nicht nur nicht gern gesehen sind, sondern eher als Bedrohung für den Betrieb und die Flugzeuge betrachtet werden. Können Sie sich an die Schließungen von Flughäfen aufgrund von Drohnenaktivitäten in Großbritannien letztes Jahr erinnern?

Es könnte aber beispielsweise funktionieren, Waren von kleineren Flughäfen oder speziellen Verteilerzentren mit Drohnen zu abgeschiedenen, abgelegenen Gebieten, Inseln oder Höfen zu transportieren.

Apropos Trends und Herausforderungen im Bereich der Luftfracht – welche sind heute die wichtigsten und welche werden es morgen sein? Wenn wir außerdem auf die „Welt von übermorgen“ schauen – wo sehen Sie den Budapester Flughafen in, sagen wir, 10 Jahren? Wo sehen Sie die Position des Ferenc-Liszt-Flughafens in Relation zu den Mitbewerbern in Wien oder Prag?

Die erste Herausforderung ist es, dem Bedarf an Innovation gerecht zu werden. Digitalisierung, Automatisierung und Qualitätsverbesserung der Services. Die zweite Herausforderung ist, auf die sich verändernden Anforderungen der Logistikbranche und die neuen Erwartungshaltungen der Kunden zu reagieren. Die weltweite Weiterentwicklung der E-Commerce-Branche und die besonderen Anforderungen an Logistik-Services in diesem Bereich sind für die Luftfrachtbranche Herausforderung und Chance zugleich. Die dritte Herausforderung ist, ausreichend Personal für den Betrieb zu haben, von Piloten bis Logistikmanager und -experten, von Lagerpersonal bis zu LKW-Fahrern. Automatisierung, selbstfahrende LKWs und Roboter können eine Hilfe sein, aber es ist eine große Herausforderung für die gesamte Logistikbranche. Die vierte Herausforderung ist die Umweltbelastung. Wir haben nur eine Welt, in der wir leben, und diese müssen wir so gut wie möglich vor den negativen Auswirkungen, die wir mit unserer Arbeit verursachen, schützen.

Wie es In 10 Jahren aussehen wird? Unser Frachtaufkommen wird bei über 250.000 Tonnen liegen und der Budapester Flughafen wird eines der wichtigsten Luftfrachtportale der Region sein. Und zudem ich tippe darauf, dass cargo-partner einen 10.000 m² große Luftfrachtumschlagplatz am Budapester Flughafen in vollem Betrieb haben wird.

Wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihren kommenden Projekten.