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Lastwägen, lang wie Frachtzüge

Alles auf Schiene, in Down Under?

Nun ja, doch nicht so ganz - zumindest, was die Transport- und Logistikbranche Australiens betrifft. Anders als in den USA hat sich Australien nicht von der Schiene aus erschlossen. Hätten Sie das vermutet? 
Down Under verfügt über ein erstaunlich umfassend ausgebautes Straßennetz, das auch in die entlegensten Winkel dieses riesigen Kontinents führt. Insgesamt sind es rund 913.000 km, die man befahren kann - auch wenn viele davon nur aus unbefestigten Schotterwegen bestehen, denn als asphaltiert bzw. betoniert gelten lediglich 353.000 km. Mehrspurige Highways konzentrieren sich auf urbane Ballungszentren.

Heavy Vehicles

Dennoch werden jährlich fast 2,5 Mrd. Tonnen Güter quer durchs Land transportiert. Lebensmittel, Konsumgüter, Industrieprodukte, Rohstoffe, dazu ca. 1 Mrd. Lebendtiere. Und zwar bevorzugt mit sogenannten „Roadtrains“.

Die monströsen Gefährte sind oft an die 120t schwer, bis zu 50m lang und haben mitunter 600 PS unter der Haube. Die überdimensionalen Züge auf Rädern bringen Waren in entlegene, schlecht erschlossene Gebiete, etwa ins Northern Territory oder Western Australia. Bevorzugt in der Nacht donnern sie mit gut 100 km/h über Australiens Straßen und hinterlassen mit ihren Anhängern die eine oder andere Staubwolke. Drei Viertel des inländischen Güteraufkommens wird von diesen gigantischen Trucks transportiert.

Laut National Transport Commission ist für diese „Heavy Vehicles“ auch kräftiges Wachstum zu erwarten. Das klingt gut, ist bei näherem Hinsehen aber nicht unbedingt nur zum Vorteil der privaten Transportunternehmer und ihrer Fahrer. Bleiben doch aufgrund heftiger Preiskämpfe Sicherheitsmaßnahmen und Lohnniveaus oftmals auf der Strecke.

Bergbau sorgt für Volumen und Innovation

„Detail“ am Rande: Bestimmend für den australischen Transport- und Logistiksektor ist übrigens der für das Land sehr bedeutende Bergbau. Im Detail heißt das, dass sich ganze 70% des gesamtaustralischen Frachtaufkommens aufgrund des Bergbaus auf die Region Pilbara in Westaustralien konzentrieren. Die anderen 30% verteilen sich auf den restlichen Kontinent. Der „rote Kontinent“ ist also in jeglicher Hinsicht ein Land der Superlative.
Für Aufsehen sorgte unlängst ein vielversprechendes Projekt namens "AutoHaul" eines autonom agierenden Güterzugs im Outback: Das britisch-australische Bergbauunternehmen RioTinto startete nach fast 10-jähriger Entwicklungs- und Testphase im Juni 2019 den vollautomatisierten Betrieb seiner 1.500 km langen Eisenbahn in Pilbara und investierte bis dato rund 790 Millionen Euro. Die erste Güterbahn der Welt mit automatisiertem Netzbetrieb betreibt bis zu 50 unbemannte Züge gleichzeitig. Jeder Zug besteht aus 240 Waggons mit einer Länge von 2,4 km und benötigt zwei bis drei Lokomotiven, um die 28.000 Tonnen Eisenerz von den Minen des Unternehmens zu den Umschlaghäfen von Dampier und Cape Lambert zu ziehen. Die Fahrt von 800 Kilometern geht vollautomatisiert über die Bühne und dauert rund 40 Stunden. Ein bemannter Betrieb ist lediglich für die letzte Meile in den Häfen vorgesehen. Das Be- und Entladen aus den Waggons erfolgt im Anschluss aber wieder vollkommen automatisiert.

Über 150 Jahre Schiene und kein bisschen weise

Tatsächlich verfügt Australien auch über ein 36.000 km langes Schienennetz, dessen erster Streckenteil bereits 1854 eröffnet wurde. Absolut betrachtet ist es sogar das siebengrößte der Welt. Trotzdem ist es – anders als in den USA – in Down Under nie gelungen, daraus ein Projekt von übergeordnetem, nationalem Interesse zu machen. Und so haben die unterschiederlichen Bundesstaaten, bis vor 1901 rechtlich voneinander unabhängigen Kolonien waren, auch ihre Entscheidung für die Spurweite unabhängig voneinander getroffen. Somit gibt es in Australien heute weiterhin drei unterschiedliche Spurweiten, was ein gemeinsames Vorgehen der Großteils privaten Bahnbetreiber nicht unbedingt fördert. Und so fahren etwa auf der fast 900 km langen Strecke von Melbourne nach Sydney – eine der wichtigsten Frachtrouten Australiens­ – täglich zwar 3.500 LKWs, aber nur drei Güterzüge. Hier besteht also definitiv Potential. Aber auch Kängurus und Wombats würden es ebenfalls danken, gehören sie doch zu den häufigsten Opfern der durch das Outback donnernden Roadtrains. Der Bremsweg eines mit mehreren Anhängern vollbeladenen LKWs ist auf einer staubigen Piste in jedem Fall einfach zu lang.

Ein Hochgeschwindigkeitszug muss her

Die Verlagerung des Frachtverkehres von der Straße auf die Schiene ist dennoch ein wichtiges Thema, das auch in der Politik längst angekommen ist. Schließlich wäre die Effizienzsteigerung enorm. Soll heißen: Waren können deutlich schneller transportiert werden, Straßen werden weniger beansprucht und die Umwelt wird geschont.

Die Regierung denkt zuletzt vermehrt über eine Hochgeschwindigkeitstrasse entlang der östlichen Küstenstreifens nach – von Melbourne über Canberra, Sydney und Newcastle bis nach Brisbane. In diesen Städten beziehungsweise entlang der projektierten Strecke leben mehr als dreiviertel der Gesamtbevölkerung. Allein die Route Sydney-Melbourne gehört zu den vier meistbeflogenen Strecken der Welt – mitsamt den damit verbundenen negativen Konsequenzen für die Umwelt. Jeden Tag sind über 75 Flugzeuge allein zwischen diesen beiden Städten unterwegs. Ein Hochgeschwindigkeitszug, ähnlich des japanischen Shinkansen, würde laut Studien zumindest die Hälfte der Fluggäste auf die Schiene locken. Die Entlastung für die Umwelt wäre in diesem Fall enorm.

Transport und Logistik in Australien

Der National Road Transport Commission (NTC) zu Folge trug das australische Transportwesen 2020 8,6 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Volumen der inländischen Gütertransporte in weniger als zehn Jahren klar über 20% erhöhen wird.

Die wichtigsten Transportrouten im Überblick

Die wichtigsten Frachtkorridore sind die Strecken zwischen dem westlichen Perth und den östlichen Ballungszentren sowie jene zwischen Melbourne und Brisbane. 
Zu den bedeutendsten Straßen für den Frachtverkehr zählen:

  • der Hume Highway (Melbourne-Sydney),
  • der Pacific Highway (Sydney-Brisbane) und
  • der Newell Highway (Melbourne-Brisbane).

Australien verfügt über zehn internationale Flughäfen und 37 Häfen. Die drei größten Flughäfen befinden sich in Sydney, Melbourne und der Hauptstadt Brisbane.

Die wichtigsten Schifffahrtsrouten verlaufen zwischen:

  • Weipa und Gladstone (Queensland),
  • Pilbara und Port Kembla (östlichen Staaten)
  • Perth und dem Bass Straight

Eine bemerkenswerte Arbeitsaufteilung ergibt sich, wenn man den Transport der einzelnen Güterarten im Detail betrachtet:

  • Kohle, Eisenerz, Getreide, Zucker und Dünger werden hauptsächlich auf Schiene transportiert – vor allem in Montanbahnen im Norden Australiens.
  • Nahrungsmittel, Baumaterialien und Brennstoffe werden hingegen auf der Straße befördert.
  • Schüttgüter, wie Aluminiumerz, Eisenerz, Erdöl oder Bauxit werden auf dem Seeweg verschifft.

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